CM-Messungen

Dipl.-Ing. Thorsten Knauf

Sachverständiger für Bauschadenbewertung und Schimmelpilzbewertung

von der DEKRA personenzertifiziert

Beratender Ingenieur Baukammer Berlin

Verbandssachverständiger im Bundesverband Deutscher Bausachverständiger e. V.

 

01577 / 66 27 973 * knauf@knauf-bauschaeden.de

 

CM-Messungen

 

Die CM-Messung ist das Mittel der Wahl, um vor Ort schnell und zuverlässig den Feuchtegehalt eines Fußbodenuntergrunds zur Feststellung der Belegreife zu bestimmen. Vor allem bei Estrichfußböden hat das ausführende Unternehmen der Bodenbelagsarbeiten (Beschichtung, Parkett, Holzdielen, Fliesen, Teppich- und Laminatbeläge u. a.) vor Verlegung eines Oberbelages die Belegreife des Estrichs zu ermitteln.

 

Stand der Technik

Maßgebend für Durchführung und den Grenzwerten einer CM-Messung ist die bei allen beteiligten Gewerken anerkannte „Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußbodenkonstruktionen“ 1. Die darin getroffenen Festlegungen sind sinngemäß auch auf unbeheizte Konstruktionen anzuwenden. Mittlerweile wurde löste der Weißdruck der DIN 18560-1:2015-11 die Version 2009-09 ab. Wesentliche Änderung ist die Aufnahme des Unterabschnitts 5.5 "Feuchtegehalt" (Zitat aus DIN 18560-1:2015-11):

Der Feuchtegehalt ist ein Kriterium zur Beurteilung der Belegreife eines mineralisch gebundenen Estrichs. Die Messung des Feuchtegehaltes erfolgt über die Calciumcarbid-Methode (siehe 6.4).

ANMERKUNG Mineralisch gebundene Estriche geben über die Estrichoberfläche Feuchte an die Raumluft ab. Aus diesem Grund hat das Bauklima maßgeblichen Einfluss auf den Zeitpunkt des Erreichens der Belegreife. Ein exakter Zeitpunkt kann somit kaum vorhergesagt werden. Durch geeignete Maßnahmen können das Bauklima und der Zeitpunkt des Erreichens der Belegreife bauseits günstig beeinflusst werden.

Bei üblichen Zementestrichen ist die Belegreife bei einem Feuchtegehalt von ≤ 2,0 CM-% (beheizt ≤ 1,8 CM-%) erreicht. Bei üblichen Calciumsulfatestrichen liegtder Wert bei ≤ 0,5 CM-% (beheizt ≤ 0,5 CM-%). Bei anderen mineralisch gebundenen Estrichen oder Sonderprodukten können abweichendeWerte gelten. Diese sind vom Hersteller vorzugeben.

Damit ist die CM-Messung als Nachweis des Feuchtegehalts zur Beurteilung der Belegreife von Estrichen ein normiertes Verfahren.

 

CM-Messung

Durch einen allseitigen Kontakt des Calciumcarbids im Rahmen der Calciumcarbid-Methode (CM) mit der Materialprobe kann für viele Fälle ausreichend genau bei einer Feldmethode die Feuchte im Material festgestellt werden.

 

Zunächst wird die Probe aus dem Fußbodenuntergrund (Estrich o. ä.) herausgestemmt. Diese „feuchte“ Probe wird gewogen und anschließend in einen Druckbehälter zusammen mit vier verschieden großen Stahlkugeln gegeben. Nachdem dann noch eine Glasampulle mit ca. 7 g Calciumcarbid in den Druckbehälter hinzugegeben wurde, wird das Materialgut unter kräftigem Schütteln (2 Minuten) zerkleinert und gleichzeitig mit dem freigesetzten Calciumcarbid intensiv vermischt. Zusammen mit dem Calciumcarbid bildet das in dem Materialgut enthaltene Wasser nach folgender Gleichung Acetylen:

 

CaC2 + 2 H2O -> Ca(OH)2 + C2H2

 

Das Acetylen bildet je nach sich entwickelnder Menge einen Druckanstieg des Manometers. Je nach Druckanstieg des Manometers wird die Menge des vorhandenen Wassers prozentual in Bezug auf die Probenmenge angezeigt.

 

Zur Feststellung der Belegreife sind beispielsweise bei einem Zementestrich Einwaagen von 50 g und bei einem Anhydritestrich von 100 g erforderlich. Zur tendenziellen Feststellung des Feuchtegehalts können bei einem Zementestrich auch nur 20 g entnommen werden. Bei einem Anhydritestrich ist ein Probenmaterial von mindestens 50 g notwendig. Die Manometer-Anzeige bei einer 20 g-Einwaage reicht bis max. 8 CM-%, bei 50 g bis max. 3,0 CM-% und bei 100 g bis max. ca. 1,4 CM-%. Das Manometer des Druckbehälters zeigt neben dem Druckanstieg (bar) im Regelfall die CM-%-Werte für 20 g, 50 g und 100 g Einwaagen an.

 

Mögliche Fehlerquellen

Durch folgende mögliche Fehlerquellen kann das Ergebnis maßgeblich verfälscht werden:

  • Unkontrollierte Feuchteaufnahme des Prüfguts während der Entnahme (z. B. durch feuchte Hände, mit denen das Prüfgut berührt wurde)
  • Signifikante Mengenabweichungen bei der Probeentnahme und Einwaage
  • Nicht ausreichende Zerkleinerung des Prüfguts nach dem Entleeren
  • Entnahme nicht über den ganzen Querschnitt bzw. bei Parkett nicht aus dem unteren bis mittleren Bereich
  • Unzureichendes bzw. zu kurzes Schütteln der Probe
  • Nicht geeichte Probenflasche, die den Druck nicht korrekt anzeigt (z. B. durch Undichtigkeiten im Bereich der Gummidichtung)
  • Probenvorbereitung bei Sonneneinstrahlung bzw. Luftzug
  • Keine schnell wie möglich durchgeführte Probenentnahme und Probenvorbereitung

 

Durch Relativmessungen (z. B. mit Hilfe von Aktiv-Elektroden) kann man an der (Estrich-) Oberfläche zerstörungsfrei und relativ einfach die oberflächennahe Feuchte feststellen. Diese dient zur Orientierung und zur Interpretation der Ergebnisse einer CM-Messung.

 

CM-Grenzwerte für die Belegreife

In der Fachwelt wird zurzeit (Stand: 12.2012) noch kontrovers diskutiert, welche verbindlichen und vor allem einheitlichen Grenzwerte von CM-Werten zur Bestimmung der Belegreife einer Estrichkonstruktion festgelegt und eingehalten werden. Im Folgenden werden die mir bekannten aktuellen Grenzwerte nach einigen wichtigen Regelwerken, DIN-Normen und sonstiger Fachliteratur wiedergegeben und diskutiert. Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es existieren noch weitere Regelwerke, DIN-Normen und sonstige Fachliteratur zum besagten Thema.

 

Nach Informationsdienst Flächenheizung + Flächenkühlung

*) Auch nach dem Fachverband Fliesen und Naturstein 4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach BEB 2:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach Schnell 6:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Belegreife von Verbundestrichen, bei denen mit Feuchte aus dem Untergrund zu rechnen ist (z. B. bei Stahlbeton), wird nach DIN 18157 7 nur über das Mindestalter des Estrichs angegeben. Danach muss z. B. ein Zementestrich mindestens 28 Tage alt sein. Diese Festlegung ist mit Vorsicht zu genießen. Insbesondere bei dickeren Zementestrichen, z. B. über 60 mm, ist nach 28 Tagen in der Regel nicht mit einem ausreichend trockenen Estrich zu rechnen. In der Fachwelt gehen Einzelne sogar soweit, dass sie bei einem 70 mm dicken Estrich mindestens 100 Tage Liegedauer bis zur Belegreife angeben. Aus meiner laufenden praktischen Tätigkeit heraus kann ich bestätigen, dass die Faustformel "je Zentimeter Estrichdicke mehr als 50 mm verlängert die Dauer der Belegreife um rd. 1 Woche" über 60 mm nicht mehr stimmt.

Ich konnte feststellen, dass die meisten Zementestriche (F4 oder F5, ohne Beschleunigungszusätze) bei einer Dicke von 70 bis 80 mm nach ca. sechs bis acht Wochen nach dem Einbringen die Belegreife zumindest für keramische Beläge, d. h. <= 2 CM-%, erreicht haben. Voraussetzung hierfür waren aber normaltemperierte Räume (> 19 °C, < 24 °C) und keine zu hohe Luftfeuchte während der Austrocknungszeit des Estrichs.

 

Aufgrund meiner Praxiserfahrung sollte vor allem bei Zementestrichkonstruktionen, die mit Parkett belegt werden, der CM-Wert möglichst nicht höher als 1,9 CM-% liegen. Da nach mehrjähriger Nutzung bei Wohnraumklima die Ausgleichsfeuchte von Zementestrich 2,5 Masse-% (Darrmethode) bzw. 1 bis 1,5 CM-% liegt 6, scheint es vertretbar, grenzwertige Bereiche um 1,9 CM-% bei einer Verlegung des Estrichs mit Parkett noch zu tolerieren. Es kommt aber dabei immer auf den Einzelfall an! Estrichalter und -dicke, Gleichmäßigkeit, Austrocknungsbedingungen während des Abbindeprozesses des Estrichs und ähnliches sind bei der Beurteilung der Belegreife mit einzubeziehen.

________________

1 Informationsdienst Flächenheizung + Flächenkühlung: Schnittstellenkoordination bei Flächenheizungs- und Flächenkühlungssystemen in bestehenden Gebäuden. Herausgeber: Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e. V.; Ausgabe: Januar 2009.

2 BEB: CM-Messung. Bundesverband Estrich und Belag e. V., Stand: Januar 2007.

3 BEB: Arbeitsanweisung / Dokumentation FBH-AD. CM-Messung. Bundesverband Estrich und Belag e. V., Stand: Februar 2005.

4 Handbuch für das Fliesengewerbe Technik 2008. Fachverband Fliesen und Naturstein, 7. Auflage, 2008.

5 Merkblatt für das Fliesengewerbe: Beläge auf Gussasphalt-Estrich – Fliesen und Platten aus Keramik, Naturwerkstein und Betonwerkstein auf Gussasphaltestrich (AS). Fachverband Deutsches Fliesengewerbe im Zentralverband Deutsches Baugewerbe e. V., Stand: 06.2007.

6 Schnell, W.: Das Trocknungsverhalten von Estrichen – Beurteilung und Schlussfolgerungen für die Praxis. Veröffentlicht in R. Oswald AlBau, Bauverlag GmbH, Wiesbaden aus Aachener Bausachverständigentage 1994.

7 DIN 18157 Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren: Teil 1 – 1979-07: Hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel, Teil 2 – 1982-10: Dispersionsklebstoffe, Teil 3 – 1986-04: Epoxydharzklebstoffe.

8 DIN 18560-1:2015-11 Estriche im Bauwesen - Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung.

Kontakt Impressum © Copyright 2017. All Rights Reserved.

 

Grundsätzlich hat man durch die Anbringung eines Links, die Inhalte der verlinkten Seite unter Umständen mit zu verantworten (LG Hamburg, AZ 312 O 85/98, 12.05.1998).Nach diesem Urteil kann das nur dadurch verhindert werden, wenn man sich ausdrücklich von diesen Inhalten distanziert. Da ich auf Inhalt und Gestaltung der auf meinen veröffentlichten Webseiten verlinkten Internetseiten keinen Einfluss habe, distanziere ich mich ausdrücklich von allen Inhalten der Linkseiten. Außerdem mache ich mir deren Inhalt nicht zu Eigen. Besonders zu erwähnen sind vor allem ehrverletzende und beleidigende Tatsachenbehauptungen sowie Meinungsäußerungen, die ich mir ausdrücklich nicht zu Eigen mache und mich davon distanziere..